Geschichte
Die Geschichte der Holter Kirche von Pastor Reuter
Wenn Besucher die Straße von Bissendorf nach Holte hinauffahren, oder von Borgloh über den Berg kommen, und der alte Ortskern vor ihnen liegt, mit der Kirche in der Mitte, der Kirchplatz umrahmt von 24 Linden, dann sagen sie meistens: Holte ist etwas ganz besonderes. Ja, Holte ist etwas besonderes und war es wohl schon immer, zumindest die letzten 850 Jahre. So lange reicht die Erinnerung durch Daten und Erzählungen zurück, und aus dieser Zeit stammt auch die Holter Kirche, die diesem idyllischen kleinen Ort ihren ganz eigenen Charakter gibt.
Die erste Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahre 1160, aber da war sie schon erbaut und gehörte zum Bezirk von St.Johann in Osnabrück. Über die Jahrhunderte war Holte eng mit Osnabrück verbunden, bis heute gibt es die Holtstraße, die damals durch das Holter Tor in der Stadtmauer nach Osten hinausführte. Gegründet wurde die Kirche wahrscheinlich von der Holter Burg, deren Ruinen nur wenige hundert Meter südöstlich vom Ortskern auf den mächtigen Felsen an der Straße nach Borgloh zu finden sind. Diese Höhenburg war sehr bedeutend, viel bedeutender, als die Holter selber glauben. Neueste Ausgrabungen haben dies bestätigt, was wir aus der Geschichte des Adelsgeschlechtes derer von Holte längst vermutet haben. Immerhin war Wikbold von Holte von 1297 bis 1304 Erzbischof in Köln, ein Holter hatte die höchste geistliche Position in ganz Deutschland inne. Seine Angehörigen stifteten nach seinem Tode im gerade entstehenden Kölner Dom ein Fenster im Chorraum, mit dem Holter Wappen der drei Adlerflügel, es ist noch heute im Dom zu finden, wir nennen es das Holter Fenster.
Aus der Zeit der Holter Burg stammt der Kirchturm, er ist ursprünglich erhalten. Das erste Kirchenschiff, wahrscheinlich aus Fachwerk und mit Holzschindeln bedeckt, wurde im Jahre 1769 wegen Baufälligkeit abgerissen und 1770 durch das heutige größere Kirchenschiff ersetzt, der Altarraum wurde dann 1887 angebaut. Aus dieser ersten Zeit stammt noch eine Besonderheit, die erst im Jahre 2000 ins öffentliche Bewußtsein kam: Das alte Holter Kreuz über dem Altar in der Kirche. Dieses Kreuz hat eine einzigartige Geschichte: Wahrscheinlich um 1200 auf der Holter Burg aus Eichenholz in der Größe von 2 mal 3 Metern angefertigt, kam es als Triumphkreuz in die damalige erste Kirche und hing dort bis zum Neubau des Kirchenschiffes. Im Jahre 1770 stattete man die Kirche im barocken Stil aus und legte das alte Kreuz oben auf den Kirchenboden, wo es unter Schutt und Geröll genau 200 Jahre ruhte, bis es im Jahre 1970, in drei Teile zerbrochen und ohne Christusfigur, gefunden wurde und einen Platz im Turm der Kirche erhielt.
Zur Kirchenrenovierung im Jahre 2000 wurde das alte Holter Kreuz vorsichtig restauriert, mit dem seit 1970 in der Kirche hängenden Christusfigur aus dem 16.Jahrhundert „schwebend“ verbunden und an zentraler Stelle über dem Altar aufgehängt. Dieses Kreuz mit seinen vier Symbolen Engel, Löwe, Stier und Adler für die vier Evangelisten hat also wieder Einzug gehalten die Holter Kirche und verbindet somit die Entstehungszeit der Kirche mit der gegenwärtigen Zeit. Eine besondere Beachtung verdient auch das Kreuz neben der Kanzel, mit dem Christuskorpus von ca. 1320, ein Geschenk der Patronatsfamilie Homann. Das Kreuz selber wurde für den alten Korpus im Jahre 2000 aus reiner Bronze gegossen und fand seinen Platz an der Wand neben der Kanzel, mit Blick auf das Taufbecken.
Es gibt noch mehr Schätze aus dem Mittelalter: Bedeutend für die ganze Osnabrücker Region ist die alte Holter Glocke aus dem Jahre 1413, die uns die vollen Stunden mit ihrem tiefen Klang schlägt. Die drei schwarzen Zifferblätter mit den goldenen römischen Ziffern der Turmuhr wurden 1997 nach alten Bildern des Osnabrücker Malers Franz Hecker wieder hergestellt und tragen die Namen Glaube, Hoffnung und Liebe. Alt, und mit einer interessanten Geschichte versehen, ist auch die zweite Glocke, die um 1500 entstand und zweimal neu gegossen wurde: Im Jahre 1742, weil sie beim Trauergeläut für Kaiser Karl VI. zersprang und noch einmal 1949, weil sie im 2.Weltkrieg abgehängt wurde und sich mit einem Sprung im Glockenlager in Hamburg wiederfand. Diese Glocke läutet täglich um 8, 12 und 18 Uhr.
Im Inneren der Kirche findet man auch alte Grabplatten, die bedeutendste aus dem Jahre 1342, mit einem Bild des damaligen Pastors Gerald von Versmold. Die neun Wappentafeln an den Wänden der Kirche sind jüngeren Datums und erzählen die Geschichte des Patronats der Holter Kirche. Als die alte Holter Burg aufhörte zu existieren und zur Ruine wurde, gründete man um 1450 eine neue Burg Holte, die spätere Ledenburg in Nemden. Dies ist bis heute unsere Patronatsburg. Der damalige Patron von Grotthaus erbaute 1770 das neue Kirchenschiff. Seit dieser Zeit wurde der jeweiligen Patronatsherren und ihrer Frauen durch Wappentafeln in der Kirche gedacht. Der geschichtlich bedeutendste Patron war Ernst Friedrich von Münster, erster Minister am hannoverschen Hof, er führte die Verhandlungen auf dem Wiener Kongress.
So idyllisch und scheinbar abgelegen der kleine Ort Holte auf seine Besucher wirkt, so vielgestaltig und bedeutend ist doch die Geschichte seiner Kirche. Hier ließe sich noch vieles erzählen, auch manches, was uns bis heute unklar geblieben ist. So heißt die Holter Kirche offiziell St.-Urban-Kirche, aber sie ist auch unter dem Namen Ursula-Kirche bekannt, was auf eine alte Beziehung zu Köln hindeuten könnte. Zu erwähnen sind auch Traditionen, die ähnlich wie beim alten Holter Kreuz schon verschüttet schienen und doch noch wieder zum Leben erweckt wurden. Seit 1887 hing der Psalmspruch „Der Herr ist mein Hirte“ über dem Altarraum und gab den Menschen beim Hineingehen Hilfe und Orientierung. 1953 wurde er übermalt und gelangte erst mit der Renovierung 2000 wieder an seinen Platz. Im Jahre 2000 erhielt die Kirche auch wieder zwei große Barockleuchter, die zusammen mit den Leuchtern in der Sakristei und im Turm einen besonderen Schmuck darstellen. Auch die neue Farbgestaltung in der Kirche geht auf Funde von alten Ausmalungen zurück.
Wenn die Besucher der Holter Kirche nach dem Gottesdienst oder einer Kirchenführung noch durch den Ort gehen, dann können sie den im Jahre 1993 liebevoll restaurierten Ortskern bewundern. Früher gab es rund um die Holter Kirche drei Gaststätten, heute führt die Gaststätte Klefoth mit ihrer 300jährigen Geschichte diese Tradition alleine fort. Aus ihrer Gaststube dringt an jedem Montagabend der kräftige Gesang des 135 Jahre alten Männergesangvereins Fidelitas Holte.
Zu finden sind auch das alte Pastorenhaus aus dem Jahre 1808 mit der Inschrift über der historischen Eingangstür „Der Herr segne deinen Eingang und Ausgang“ sowie die alte Holter Schule, das Bruchsteingebäude oberhalb der Kirche, das heute als Gemeindehaus dient. Auf der anderen Seite liegt das Bildungshaus Holter Burg, die ehemalige Gaststätte Beinker. Zur Geschichte gehört auch der alte Meierhof gegenüber dem Ortseingang, der 1974 nach einem Brand neu errichtet wurde. Auf seinem historisch bedeutenden Gelände lag im 13. Jahrhundert ein Kloster, das dann nach Osnabrück verlegt wurde.
Der schönste Blick auf Holte findet sich am Fußweg zum Friedhof unterhalb der sog. Luthereiche; von hier aus hat der Osnabrücker Maler Franz Hecker sein berühmtes Bild „Holte im Schnee“ 1907 gemalt. Der Friedhof oben auf dem Berg mit seinen alten Mauern und Bäumen lädt zum Verweilen und zum Gedenken an die lange und reiche Geschichte dieses kleinen Ortes ein. Dann schimmert durch den Wald der Turm der Holter Kirche und die alte Glocke schlägt die volle Stunde, für uns heute, damit auch wir wieder lernen, auf Gott zu vertrauen und zuversichtlich zu sprechen: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“
Die erste Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahre 1160, aber da war sie schon erbaut und gehörte zum Bezirk von St.Johann in Osnabrück. Über die Jahrhunderte war Holte eng mit Osnabrück verbunden, bis heute gibt es die Holtstraße, die damals durch das Holter Tor in der Stadtmauer nach Osten hinausführte. Gegründet wurde die Kirche wahrscheinlich von der Holter Burg, deren Ruinen nur wenige hundert Meter südöstlich vom Ortskern auf den mächtigen Felsen an der Straße nach Borgloh zu finden sind. Diese Höhenburg war sehr bedeutend, viel bedeutender, als die Holter selber glauben. Neueste Ausgrabungen haben dies bestätigt, was wir aus der Geschichte des Adelsgeschlechtes derer von Holte längst vermutet haben. Immerhin war Wikbold von Holte von 1297 bis 1304 Erzbischof in Köln, ein Holter hatte die höchste geistliche Position in ganz Deutschland inne. Seine Angehörigen stifteten nach seinem Tode im gerade entstehenden Kölner Dom ein Fenster im Chorraum, mit dem Holter Wappen der drei Adlerflügel, es ist noch heute im Dom zu finden, wir nennen es das Holter Fenster.
Aus der Zeit der Holter Burg stammt der Kirchturm, er ist ursprünglich erhalten. Das erste Kirchenschiff, wahrscheinlich aus Fachwerk und mit Holzschindeln bedeckt, wurde im Jahre 1769 wegen Baufälligkeit abgerissen und 1770 durch das heutige größere Kirchenschiff ersetzt, der Altarraum wurde dann 1887 angebaut. Aus dieser ersten Zeit stammt noch eine Besonderheit, die erst im Jahre 2000 ins öffentliche Bewußtsein kam: Das alte Holter Kreuz über dem Altar in der Kirche. Dieses Kreuz hat eine einzigartige Geschichte: Wahrscheinlich um 1200 auf der Holter Burg aus Eichenholz in der Größe von 2 mal 3 Metern angefertigt, kam es als Triumphkreuz in die damalige erste Kirche und hing dort bis zum Neubau des Kirchenschiffes. Im Jahre 1770 stattete man die Kirche im barocken Stil aus und legte das alte Kreuz oben auf den Kirchenboden, wo es unter Schutt und Geröll genau 200 Jahre ruhte, bis es im Jahre 1970, in drei Teile zerbrochen und ohne Christusfigur, gefunden wurde und einen Platz im Turm der Kirche erhielt.
Zur Kirchenrenovierung im Jahre 2000 wurde das alte Holter Kreuz vorsichtig restauriert, mit dem seit 1970 in der Kirche hängenden Christusfigur aus dem 16.Jahrhundert „schwebend“ verbunden und an zentraler Stelle über dem Altar aufgehängt. Dieses Kreuz mit seinen vier Symbolen Engel, Löwe, Stier und Adler für die vier Evangelisten hat also wieder Einzug gehalten die Holter Kirche und verbindet somit die Entstehungszeit der Kirche mit der gegenwärtigen Zeit. Eine besondere Beachtung verdient auch das Kreuz neben der Kanzel, mit dem Christuskorpus von ca. 1320, ein Geschenk der Patronatsfamilie Homann. Das Kreuz selber wurde für den alten Korpus im Jahre 2000 aus reiner Bronze gegossen und fand seinen Platz an der Wand neben der Kanzel, mit Blick auf das Taufbecken.
Es gibt noch mehr Schätze aus dem Mittelalter: Bedeutend für die ganze Osnabrücker Region ist die alte Holter Glocke aus dem Jahre 1413, die uns die vollen Stunden mit ihrem tiefen Klang schlägt. Die drei schwarzen Zifferblätter mit den goldenen römischen Ziffern der Turmuhr wurden 1997 nach alten Bildern des Osnabrücker Malers Franz Hecker wieder hergestellt und tragen die Namen Glaube, Hoffnung und Liebe. Alt, und mit einer interessanten Geschichte versehen, ist auch die zweite Glocke, die um 1500 entstand und zweimal neu gegossen wurde: Im Jahre 1742, weil sie beim Trauergeläut für Kaiser Karl VI. zersprang und noch einmal 1949, weil sie im 2.Weltkrieg abgehängt wurde und sich mit einem Sprung im Glockenlager in Hamburg wiederfand. Diese Glocke läutet täglich um 8, 12 und 18 Uhr.
Im Inneren der Kirche findet man auch alte Grabplatten, die bedeutendste aus dem Jahre 1342, mit einem Bild des damaligen Pastors Gerald von Versmold. Die neun Wappentafeln an den Wänden der Kirche sind jüngeren Datums und erzählen die Geschichte des Patronats der Holter Kirche. Als die alte Holter Burg aufhörte zu existieren und zur Ruine wurde, gründete man um 1450 eine neue Burg Holte, die spätere Ledenburg in Nemden. Dies ist bis heute unsere Patronatsburg. Der damalige Patron von Grotthaus erbaute 1770 das neue Kirchenschiff. Seit dieser Zeit wurde der jeweiligen Patronatsherren und ihrer Frauen durch Wappentafeln in der Kirche gedacht. Der geschichtlich bedeutendste Patron war Ernst Friedrich von Münster, erster Minister am hannoverschen Hof, er führte die Verhandlungen auf dem Wiener Kongress.
So idyllisch und scheinbar abgelegen der kleine Ort Holte auf seine Besucher wirkt, so vielgestaltig und bedeutend ist doch die Geschichte seiner Kirche. Hier ließe sich noch vieles erzählen, auch manches, was uns bis heute unklar geblieben ist. So heißt die Holter Kirche offiziell St.-Urban-Kirche, aber sie ist auch unter dem Namen Ursula-Kirche bekannt, was auf eine alte Beziehung zu Köln hindeuten könnte. Zu erwähnen sind auch Traditionen, die ähnlich wie beim alten Holter Kreuz schon verschüttet schienen und doch noch wieder zum Leben erweckt wurden. Seit 1887 hing der Psalmspruch „Der Herr ist mein Hirte“ über dem Altarraum und gab den Menschen beim Hineingehen Hilfe und Orientierung. 1953 wurde er übermalt und gelangte erst mit der Renovierung 2000 wieder an seinen Platz. Im Jahre 2000 erhielt die Kirche auch wieder zwei große Barockleuchter, die zusammen mit den Leuchtern in der Sakristei und im Turm einen besonderen Schmuck darstellen. Auch die neue Farbgestaltung in der Kirche geht auf Funde von alten Ausmalungen zurück.
Wenn die Besucher der Holter Kirche nach dem Gottesdienst oder einer Kirchenführung noch durch den Ort gehen, dann können sie den im Jahre 1993 liebevoll restaurierten Ortskern bewundern. Früher gab es rund um die Holter Kirche drei Gaststätten, heute führt die Gaststätte Klefoth mit ihrer 300jährigen Geschichte diese Tradition alleine fort. Aus ihrer Gaststube dringt an jedem Montagabend der kräftige Gesang des 135 Jahre alten Männergesangvereins Fidelitas Holte.
Zu finden sind auch das alte Pastorenhaus aus dem Jahre 1808 mit der Inschrift über der historischen Eingangstür „Der Herr segne deinen Eingang und Ausgang“ sowie die alte Holter Schule, das Bruchsteingebäude oberhalb der Kirche, das heute als Gemeindehaus dient. Auf der anderen Seite liegt das Bildungshaus Holter Burg, die ehemalige Gaststätte Beinker. Zur Geschichte gehört auch der alte Meierhof gegenüber dem Ortseingang, der 1974 nach einem Brand neu errichtet wurde. Auf seinem historisch bedeutenden Gelände lag im 13. Jahrhundert ein Kloster, das dann nach Osnabrück verlegt wurde.
Der schönste Blick auf Holte findet sich am Fußweg zum Friedhof unterhalb der sog. Luthereiche; von hier aus hat der Osnabrücker Maler Franz Hecker sein berühmtes Bild „Holte im Schnee“ 1907 gemalt. Der Friedhof oben auf dem Berg mit seinen alten Mauern und Bäumen lädt zum Verweilen und zum Gedenken an die lange und reiche Geschichte dieses kleinen Ortes ein. Dann schimmert durch den Wald der Turm der Holter Kirche und die alte Glocke schlägt die volle Stunde, für uns heute, damit auch wir wieder lernen, auf Gott zu vertrauen und zuversichtlich zu sprechen: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“
Ralf Reuter, Pastor in Holte, bis 1990-2004